Moderator Marcel Schenk trifft regelmäßig Schauspieler/innen vom Ensemble der ARD-Kultserie „Lindenstraße“ zum Gespräch. Und hier kann alles nachgelesen werden.
Folge 11: Moritz Zielke als „Momo Sperling“
Marcel Schenk: Hallo Moritz, schön, dich zu treffen.
Moritz Zielke: Hallo Marcel. Gerne.
Marcel Schenk: Was sind deine ersten Erinnerungen an die „Lindenstraße“?
Moritz Zielke: Da muss ich kurz überlegen. Zunächst natürlich das Casting. Damit begann alles. Und dann natürlich der erste Drehtag mit Regisseur George Moorse. Und meine lachsfarbenen Shorts, die ich in meiner ersten Szene getragen habe. Es gibt viele Bilder, die mir in den Sinn kommen. (lacht) Über die lachsfarbenen Shorts haben sich meine Töchter übrigens sehr amüsiert, als sie die Bilder ihres Papas entdeckt haben. Ich war zu Beginn meiner Dreharbeiten natürlich viel jünger als heute und hatte keine grauen Haare. Das sind meine spontanen Erinnerungen an die Anfänge hier in der „Lindenstraße“.
Marcel Schenk: Kannst du dich auch noch an deinen ersten Satz als „Momo“ erinnern?
Moritz Zielke: In der ersten Folge habe ich gemeinsam mit meiner Film-Mutter „Dr. Eva Maria Sperling“ (Inga Abel) die Wohnung renoviert. Aber der erste Satz, an den ich mich jetzt erinnere, war an „Iffi Zenker“ (Rebecca Siemoneit-Barum) gerichtet. Ich fragte sie: „Warst du auch schonmal in Äthiopien?“. An diesen Satz erinnere ich mich deshalb so gut, weil Regisseur George Moorse eine deutliche Aussprache anmahnte.
Marcel Schenk: Seit dieser Szene und dem Einzug ins Haus Lindenstraße Nr.3 ist sehr viel passiert. „Momo“ hat mehr erlebt, als die allermeisten von uns jemals im Leben erleben werden. Welche Storyline hat dir, rückblickend betrachtet, am meisten Spaß gemacht?
Moritz Zielke: Ich bin kein Mensch, der in Superlativen denkt. Daher fällt es mir schwer, zu bestimmen, welche Szene nun den meisten Spaß gemacht hat. Es sind alle Geschichten, in denen ich als Schauspieler viel zu spielen habe – diese Stories machen mir am meisten Spaß. Ob das nun die Geschichte von „Momo“ als Stricher war oder der Mord an meinem Filmvater „Kurt Sperling“ (Michael Marwitz). Alle Geschichten, die ins Extreme gingen, haben mich immer am meisten gereizt. Auch die Zeit, als „Momo“ einen Schlaganfall erleiden musste und die Folgen seiner langsamen Rückkehr ins normale Leben und natürlich die aktuelle Story um „Robert Engel“ (Martin Armknecht) – all‘ diese Szenen bleiben mir unvergessen.
Marcel Schenk: Welche dieser emotionalen und spannenden Geschichten erforderte die intensivste Vorbereitung?
Moritz Zielke: Am aufwendigsten war die Vorbereitung auf den Dreh rund um „Momos“ Schlaganfall. Ich habe dazu mit Schlaganfallpatienten am Universitätsklinikum in Köln gesprochen. Auch die Ärzte hatten wertvolle Hinweise für mich, so dass ich lernte, wie man als Schauspieler die Schwierigkeiten und den Alltag eines Patienten realistisch darstellt, der mit den Folgen eines Schlaganfalls zu kämpfen hat.
Marcel Schenk: Rebecca Siemoneit-Barum hat dich in meinem letzten Interview mit ihr (hier nachzulesen bei STARSonTV) als Kollegen beschrieben, der sehr gut zuhören kann und zu dem sie über die Jahre großes Vertrauen aufgebaut hat. Was möchtest du ihr darauf antworten?
Moritz Zielke: Ich möchte mich bei ihr bedanken und es ihr ebenso zurückgeben. Wir haben mit einer solchen Selbstverständlichkeit gemeinsame Szenen gedreht, dass es mir immer große Freude bereitet hat. Das ist in unserem Beruf nicht immer so. Natürlich baut man zu Kollegen, mit denen man viele gemeinsame Szenen hat, ein gewisses Vertrauensverhältnis auf. Aber mit Rebecca ist es etwas ganz Spezielles. Die Geschichte von „Iffi“ und „Momo“ war immer von einer sehr engen Bindung geprägt. Ich bin dankbar, mit Rebecca drehen zu dürfen. Sie ist einfach wunderbar!
Marcel Schenk: Ein Markenzeichen von „Momo“ sind seine Rastazöpfe. Wie pflegeintensiv ist diese Frisur? Und hast du nicht manchmal Lust gehabt, einfach die Schere zu nehmen und eine Kurzhaarfrisur zu tragen?
Moritz Zielke: Meine Haarpracht ist die stressfreieste Frisur, die man sich vorstellen kann. Morgens einfach durchschütteln und danach zusammenbinden – fertig. Einmal oder zweimal im Jahr gehe ich in den Afroshop und lasse die Ansätze neu machen. Viele Fans haben mich übrigens gefragt, wie ich meine Haare wasche.
Marcel Schenk: Und was hast du geantwortet?
Moritz Zielke: Mit Shampoo. (lacht)
Marcel Schenk: Ich könnte mir „Momo“ mit einer anderen Frisur auch nur schwer vorstellen. Gibt es eigentlich viele Fotos von dir ohne die Dreadlocks? Vermutlich Kinderbilder….
Moritz Zielke: Richtig. Es sind Kinder- oder Teenagerbilder. Ich war das letzte Mal mit 16 Jahren beim Frisör. Seitdem habe ich die Haare wachsen lassen. Anfangs waren es lange Locken, die dann mehr und mehr zu Dreadlocks wurden. Genau in diese Zeit fiel auch mein Casting für die „Lindenstraße“.
Marcel Schenk: Die Frisur wird dann auch vermutlich fest für „Momo“ eingeplant worden sein? Also hättest du deine Haare wohl gar nicht mal eben so abschneiden lassen können…
Moritz Zielke: Die Haare sind charakteristisch für „Momo“. Vergleichbar z.B. mit dem Bart von „Penner Harry“ (Harry Rowohlt). Und sie haben eine große Fernwirkung, denn man sieht es sofort, wenn „Momo“ in einer Szene von weitem erscheint, oder auch wenn ich privat in der Stadt unterwegs bin.
Marcel Schenk: Wie sprechen die Fans dich an? Als „Momo“ oder mit Moritz?
Moritz Zielke: Sehr viele sprechen mich mit „Momo“ aus der „Lindenstraße“ an. Ich freue mich aber auch, wenn die Fans mich als Moritz erkennen.
Marcel Schenk: Kannst du dich gut selbst im Fernsehen anschauen? Oder bist du zu selbstkritisch?
Moritz Zielke: Man darf nicht in einen Tunnelblick verfallen, sondern muss immer das Gesamtbild sehen. Also Licht, Kamera und das gesamte Drumherum sozusagen, welches Filmarbeiten ausmacht. Natürlich ist man mit sich selbst immer besonders kritisch, aber ich stehe seit meinem zehnten Lebensjahr vor Kameras und kann mich inzwischen relativ gut und stressfrei selbst anschauen.
Marcel Schenk: Was machst du abseits der „Lindenstraße“?
Moritz Zielke: Ganz viel! Ich habe Design studiert und ein Designbüro eröffnet. Für die „Weltläden“ habe ich ein Shopsystem entwickelt, war für ein Bio-Hotel als Designer tätig und bin in der Nachhaltigkeitsszene aktiv. An der Fachhochschule Dortmund habe ich einen Lehrauftrag für Designgeschichte und Designtheorie, das macht mir sehr viel Freude. Und ich führe eine Castingagentur für Komparserie und Kleindarsteller. Hier arbeite ich für viele Film- und Fernsehproduktionen. Kürzlich stand ich für eine Folge von „Soko Wismar“ vor der Kamera. Privat beschäftige ich mich gern im Garten. Es gibt immer viel zu tun, Langeweile kenne ich nicht.
Marcel Schenk: Alles Gute für dich! Danke!
Moritz Zielke: Danke dir – auch für das Gespräch!
Rolle: „Momo Sperling“
In der „Lindenstraße“ seit: Folge 346 (1992)
Moritz Zielke wurde am 21.September 1973 in Bremen geboren. 1993 machte er Abitur und schloss 2004 sein Kommunikationsdesign-Studium mit einem Diplom ab. Moritz Zielke stand schon als Kind und Jugendlicher für zahlreiche TV-Produktionen vor der Kamera. Zu seinen Leidenschaften gehört auch die Musik: Moritz Zielke ist Schlagzeuger und spielt Didgeridoo. Er hat zwei Töchter und lebt in Köln.
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